Fake-Shops - Checkliste zum Erkennen

Bereits in Juni 2020 letzten Jahres habe ich einen Blog-Beitrag erwähnt, dass ich als polizeilicher Ermittler den Eindruck gewonnen habe, dass seit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 das Phänomen „Betrug im Internet mittels Fake-Shop“ zugenommen hat. Als dann in der Vorweihnachtszeit 2020 ein weiterer Lockdown dazugekommen war, hatte sich das Phänomen meinen Beobachtungen nach nochmals verschärft.

Grundsätzlich gelten die gleichen Vorsichtsregeln zur Einschätzung des Risikos, welche ich im vorherigen Beitrag genannt habe. Doch auch ohne Corona hatten Fake-Shops immer wieder Konjunktur, weshalb ich in einem separaten Beitrag darauf eingehen möchte.

Checkliste Fake-Shops:

  • Unschlagbar niedrige Preise. Wenn ein Anbieter die anderen alle überbietet, aber nicht nur mit kleinen Preisunterschieden, dann ist schon mal Vorsicht geboten.


  • Lassen Sie sich auch nicht täuschen, dass die Website perfekt aussieht und dass diese ein perfektes Impressum aufweist, das alle notwendigen Daten (Steuer-Nr., Handelsregister, etc.) nennt. Oftmals sind die Daten erfunden oder von einer anderen Firma einfach kopiert worden. Rufen Sie dort an, falls eine Festnetznummer angeboten wird.


  • Werden verschiedene Zahlarten angeboten? Der Händler, der Sie via PayPal oder Abbuchung zahlen lässt, ist höchstwahrscheinlich seriös und dann können Sie dort einkaufen. Vorsicht vor dem äußeren Schein: Ich habe solche Websites, wo nachweislich ein Betrug begangen wurde, schon oft in Augenschein genommen und festgestellt, dass dort die ganze Palette der Zahlungsmöglichkeiten angeboten wurde. Nur funktionierten diese nicht, als es zur Kasse ging, sodass nur die Option Vorkasse gewählt werden konnte.



  • Gibt es nur die Vorkasse, dann Vorsicht! Auf keinen Fall auf ein ausländisches Konto überweisen. Wenn es sich um ein deutsches Konto handelt, dann ermitteln Sie anhand des IBANs, um welche Bank es sich handelt. Es gibt im Internet genügend Programme, wo Sie anhand der Bankleitzahl (das sind die Zahlen 3 bis 10 des IBANs) die Bank ermitteln können. Vorsicht bei Banken, die als Online-Banken bekannt sind. Diese werden gerne von Betrügern (mittels Finanzagenten) genutzt, worüber Sie hier einen separaten Beitrag finden können (Link über Inhaltsverzeichnis).


  • Geben Sie die Website in Google ein. Zahlreiche Verbraucherschutz-Websites warnen davor, wenn ein eShop auffällig geworden ist.


  • Ein letzter Tipp für Fortgeschrittene: Wenn Sie in eine Suchmachine WHOIS (who is? = wer ist?) und dann den Namen der Domain eingeben, dann können Sie Daten über die Website bekommen. Wurde diese erst vor kurzem registriert oder über einen Server im Ausland, dann bitte auch Vorsicht.


Weitere Erklärungen zur Checkliste:

Wenn ich als polizeilicher Ermittler einen Fall hatte, wo jemand Opfer eines Betreibers eines Fake-Shops wurde, dann gebe ich schon seit geraumer Zeit gerne die gesuchte Ware in die Suchmaschine Google ein und mache meistens die Entdeckung, dass der Fake-Shop oft an erster Stelle der Rangliste, zumindest aber unter den ersten Plätzen sich befindet. Google ist bestechlich und die Betrüger lassen sich es etwas kosten, dass man ihre Website als erste findet. Das bedeutet nicht automatisch, dass es sich bei jeder Nummer-1-Platzierung automatisch um eine Betrüger-Website handeln muss, aber zumindest die Möglichkeit, dass dem so ist, sollte nicht außer Acht gelassen werden.

Denn ein bedeutendes Merkmal eines Fake-Shops sind die besonders günstigen Preise. Der eShop ist voller Schnäppchen und damit diese auch gefunden werden, gibt es eben Websites, die Preise vergleichen und daher den Fake-Shop ganz nach oben setzen. Wenn der Preisunterschied zu anderen Händlern lediglich 5 oder 10 Euro beträgt, dann ist dies noch nicht verdächtig. Allerdings bei Preisunterschieden von 50 Euro und mehr, manchmal sogar viel mehr, sollten Sie misstrauisch werden, denn die Gauner vertrauen darauf, dass beim potentiellen Opfer nicht nur der Spruch ‚Geiz ist geil’ gilt, sondern der Geiz schlussendlich das Hirn frisst (‚Es wird schon gut gehen ...’).

Nochmals die Warnung: Lassen Sie sich auch nicht täuschen, dass die Website perfekt aussieht. Es ist heutzutage keine große Kunst, einen perfekten eShop (Website zum Verkauf von Waren) ins Internet zu stellen. Oftmals benutzt die Täterschaft denselben eShop mehrere Male, indem nur der Name, das Logo und das Impressum geändert werden. Der Aufwand dabei ist verhältnismäßig gering.

Wie schon erwähnt: Lassen Sie sich auch nicht täuschen, dass die Website ein perfektes Impressum aufweist, das alle notwendigen Daten (Steuer-Nr., Handelsregister, etc.) nennt. Wenn dies von einer bestehenden Firma einfach kopiert worden war, was ebenfalls keinen großen Aufwand bedeutet, dann können Sie nicht einmal entdecken, dass dahinter eine ausländische Täterschaft steckt, die sich ansonsten durch kleine Fehler verdächtig machen würde.

Doch hier können Sie zum ersten Mal selbst aktiv werden. Wenn der Kontakt nur über E-Mail möglich ist, dann ist Vorsicht geboten. Gibt es als Telefonnummer nur eine Mobilfunknummer, dann gilt das gleiche. Finden Sie im Impressum sogar eine Festnetznummer der besagten Firma, dann rufen Sie dort einfach mal an. Gauner vertrauen darauf, dass dies die wenigsten Kunden (zumindest vor dem Einkauf) tun und nennen im Impressum Telefonnummern, die zwar gut aussehen, aber entweder nicht existieren oder einem Anderen gehören.

Wichtigstes Merkmal, wie schon erwähnt: Die Täterschaft wird alles dafür tun, um Sie zu einer Zahlung per Vorkasse zu bewegen. Überweisen Sie jedoch unter keinen Umständen auf ein Konto, dessen IBAN nicht mit DE beginnt, also auf ein ausländisches Konto. Sie haben keine Chance, das Geld wieder zu bekommen, wenn sie hereingelegt worden sein sollten. Trotzdem beobachte ich immer wieder, dass gerade bei sehr großen Schnäppchen (Preisvorteil von 50 bis 100 Euro und mehr) die Vorsicht beiseitegeschoben wird, weil der Betrüger vorgibt, dass es diese Schnäppchen eben nur im EU-Ausland geben würde.

Bei Überweisungen auf ein Konto bei einer deutschen Bank (IBAN beginnend mit DE) haben Polizei und Staatsanwaltschaft immerhin die Möglichkeit, den Kontoinhaber ausfindig zu machen. Aber diese Sicherheit kann trügerisch sein. Betrüger bedienen sich oftmals sogenannter Finanzagenten (ahnungslose Menschen, die ein Konto auf ihren Namen eröffnen und es dann der Täterschaft arglos zur Verfügung stellen) oder ein ausländischer Zahlungsdienstleister ist Inhaber des (deutschen) Kontos.

So hat zum Beispiel der britische Zahlungsdienstleister SKRILL, wo eine ausländische Täterschaft quasi anonym ein Konto eröffnen kann, ein Konto bei der Deutschen Handelsbank AG, von wo aus das Geld ins Ausland fließt. Vom Namen her passt diese Bank sogar sehr gut zu einem großen Händler, aber auch das kann nur Täuschung sein. Deshalb mein Ratschlag: Geben Sie den IBAN des Kontos, auf welches Sie überweisen sollen, in Suchmaschinen wie Google ein und wenn Sie nicht die oder der Erste sind, die/der Opfer des Betrugs werden soll, dann könnten Sie schon erste Warnhinweise bekommen.

Es gibt nämlich etliche Websites im Internet, die dem Zweck dienen, Fake-Shops zu entlarven. Nutzen Sie diesen Service und profitieren Sie von den Erfahrungen von anderen. Und geben Sie Ihre Erfahrungen, sollten Sie doch einmal Opfer geworden sein, entsprechend weiter, damit zumindest andere davor gewarnt sind. Da Betrüger dies wissen, wechseln sie recht häufig die Domain (also die Internet-Adresse) und ziehen mit der gesamten Website einfach um oder duplizieren diese einfach auf einer neuen Website.

Auch hier gibt es einen Trick, wie Sie Gauner entlarven könnten: Wenn Sie sich einen Artikel ausgesucht haben, dann gibt es dazu ein bestimmtes Bild. Mit etwas Geschick können Sie den Namen des Bildes herausfinden (Firefox bietet zum Beispiel die Funktion an, die Website zu durchsuchen). Wenn Sie wissen, wie das Bild heißt, dann suchen Sie es via Google. Wenn das Bild dann auf Websites angezeigt wird, die es gar nicht mehr gibt (Google hat ein längeres Gedächtnis), dann ist Vorsicht angesagt.

Soweit die Ratschläge, wie man das Risiko vermindern kann, wenn man zum ersten Mal in eShops einkauft, die man noch nicht kennt. Es liegt an Ihnen, vorher wachsam zu sein. Nachher ist es oftmals zu spät, denn Polizei und Staatsanwaltschaft haben oftmals kaum brauchbare Ermittlungsansätze, um die Täterschaft zu überführen. Ihr Geld ist dann weg.


 



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