Finanzagenten: So arbeiten Betrüger gefahrlos, entdeckt zu werden.

Wenn Sie die Maschen der Betrüger kennen, dann kennen Sie das Risiko.

Stellen Sie sich vor, sie wollen durch ein betrügerisches Angebot schnell an Geld kommen. Teil 1 Ihres Plans ist dabei relativ einfach: Sie surfen im Internet auf ein Online-Portal wie eBay-Kleinanzeigen oder Facebook Marketplace, um nur zwei Beispiele zu nennen. Dort bieten Sie ein iPhone billig zum Verkauf an. Dazu müssen Sie ein paar Bilder von dem Gerät und eine entsprechende Beschreibung einstellen. Kein Problem, wenn Sie nie ein iPhone hatten und deshalb auch keine Bilder davon machen können. Da es im Internet massenhaft Bilder von iPhones gibt, müssen Sie nur ein paar passende Bilder herunterladen und schon können Sie ein verlockendes Angebot erstellen.

Wenn Sie noch etwas kreativ sind, dann fällt Ihnen auch noch eine passende Geschichte dazu ein, warum Sie ein fast neues iPhone, so gut wie nie gebraucht, zu einem Schnäppchenpreis verkaufen wollen. Irgendjemand wird Ihnen die Geschichte schon glauben und wird nachfragen, ob das Gerät noch zu haben ist. Und dieser „Irgendjemand“ wird später auch schnell bezahlen. Vielleicht versucht er, den Preis noch etwas herunter zu handeln. Da können Sie sogar nachgeben, denn schließlich wird die Person, die das Gerät gekauft hat, für NICHTS bezahlen. Da kann man auch schon mal 50 Euro Nachlass gewähren.

Wenn Sie Ihr Gewissen dabei mal ausschalten können oder vielleicht dabei gar kein schlechtes Gewissen empfinden, dann kommen Sie ganz schnell und bequem an Geld, weil das klappt beim nächsten Mal auch mit einer Spielkonsole, einer Kamera oder einem Kaffeevollautomaten. Und wenn später der Käufer zu nerven beginnt, weil er immer wieder nachfragt, wann die Lieferung endlich kommt, dann können Sie ihn noch eine Zeit lang mit kreativen Ausreden vertrösten, ehe Sie irgendwann gar nicht mehr regieren. Wie bereits gesagt: Der erste Teil ist ganz easy und ruck-zuck haben Sie einige hundert, vielleicht sogar einige tauschend Euro mehr auf dem Konto.

Dass sich Betrugstaten trotzdem noch in Grenzen halten, liegt an zwei Faktoren: Erstens darf man, wie bereits angedeutet, als Täterschaft dabei kein Gewissen haben, weil man letztendlich einen Menschen, der einem vertraut hat, skrupellos abzockt und damit im höchsten Grad asozial handelt, denn wenn in unserer Gesellschaft keiner mehr dem anderen trauen kann, dann ist dies für alle nicht gut.

Doch selbst die Menschen, die auch mal ihr Gewissen beiseitelegen können oder schon gar kein schlechtes Gewissen mehr haben, weil sie zum Beispiel sich selbst von der Gesellschaft benachteiligt fühlen, hält noch ein anderer Faktor ab: 

Die Angst vor der Strafverfolgung. 

Jemanden hinter das Licht zu führen, ist kein Kunstwerk,  aber:

Das ergaunerte Geld (oder auch die ergaunerte Ware) unerkannt in Empfang nehmen zu können, ist das größte Hindernis, welches die Täterschaft überwinden muss. 

Wer sich Geld auf sein eigenes (inländisches) Konto überweisen lässt, der bekommt im Falle einer Anzeige irgendwann Besuch von der Polizei und später Post von der Staatsanwaltschaft. Und da bei einer Verurteilung neben der Strafe noch der Gewinn eingezogen werden kann, verliert das Modell, durch Betrug schnell an Geld zu kommen, doch seinen Glanz.

Der Betrüger muss also Mittel und Wege finden, wie er unerkannt der Strafverfolgung ein Deutschland entkommen kann, weil seine Identität nicht aufgedeckt wurde. Eine Möglichkeit wäre die, das Opfer zu einer Zahlung an eine ausländische Bank oder gar zu einem Bargeld-Transfer (Western Union, MoneyGram oder ähnliche) zu bewegen. Das war noch vor Jahren die klassische Variante, die aber immer seltener anzutreffen ist. Der Grund dafür ist einfach: Es geht auch mit inländischen (also deutschen) Banken, wo Niemand Verdacht schöpft. „Wie geht das?“, werden Sie sich jetzt fragen. Die Antwort darauf ist erschreckend: 

Die Täterschaft macht andere, ahnungslose Menschen zu ihren Gehilfen und damit zu Opfern und Tätern zugleich. 

Wie das geht, will ich in diesem Beitrag erläutern: Der Täterschaft kommt dabei zu Gute, dass sich die Bankenlandschaft in den letzten Jahren grundlegend geändert hat. In der kleinen Stadt, wo ich lebe, gab es früher eine Sparkasse, eine Volksbank und dann auch noch die Postbank. Mehr gab es nicht und deshalb war anzunehmen, dass der überwiegende Teil der Bevölkerung hier sein Girokonto hatte, vielleicht auch mehrere. Um ein solches Konto zu eröffnen, musste man die Bank aufsuchen, einen Antrag auf Papier unterschreiben und seinen Personalausweis vorzeigen, welcher kopiert und zu den Unterlagen genommen wurde. Damit stand die Identität des Kontoinhabers fest und das Konto konnte benutzt werden.

Mit Einführung des Web 2.0 (also des interaktiven Internets, wo man eine Website nicht nur betrachten, sondern mitunter auch darauf schreiben kann) nahm die Entwicklung zu, dass immer mehr neue Banken auf den Markt kamen. Diese Banken sind so konzipiert, dass sie kostensparender arbeiten können, weil sie keine Filialen vorhalten müssen. Denn eine Bank-Filiale produziert Unkosten bzgl. des Gebäudes (Miete, Strom, Heizkosten, etc.) als auch des Personals (Gehälter und Sozialabgaben).

Dies sparen sich sogenannte Online-Banken wie zum Beispiel die N26 Bank, die solarisBank AG oder die Fidor-Bank, um nur drei davon zu nennen, auf welche ich in gesonderten Beiträgen nochmals zu sprechen komme, weshalb sie sehr günstige Angebote unterbreiten können. Und da der Kunde selbst über das Internet, entweder am PC oder via iPhone oder Smartphone, bereits vieles für die Datenverarbeitung selbst vorbereitet, kann nochmals an Personalkosten gespart werden. Deshalb sind auch die alteingesessenen Banken längst dazu übergegangen, neben dem herkömmlichen Service Online-Angebote zu machen.

Doch auch für die Online-Banken gilt die Vorschrift, dass sie die Identität des Kontoinhabers prüfen müssen. Um aber ein Konto bei der N26 Bank zu eröffnen, welche ich nur beispielhaft nenne, muss man nicht nach Berlin fahren, denn es ist den Banken gestattet, die Identität des Kontoinhabers auch auf andere Art und Weise zu überprüfen. Nachdem der Antragsteller (also die Person, die ein Konto eröffnen will) seine Daten bereits online übermittelt hat, muss er noch ein Verfahren durchlaufen, um seine Identität zu bestätigen.

Noch vor ein paar Jahren wurde dem Antragsteller ein Formular zugesandt, mit welchem er zu einer Post-Filiale gehen und mittels des Post-Ident-Verfahrens seine Identität bestätigen lassen musste. Man legte dort das Formular vor, zeigte seinen Ausweis und die Post hat das Formular dann an die Bank weiter geleitet. Fälschung war somit schwer möglich und vor allem war die Adresse bekannt, an welche das Formular geschickt wurde.

Nachdem zwischenzeitlich das Smartphone, welches nicht nur Telefon, sondern auch Computer mit Internetzugang und Fotoapparat in einem ist, das Mobiltelefon alter Art abgelöst hat, wurde ein neues Verfahren immer zweckmäßiger: Die Rede ist vom Video-Ident-Verfahren. Zwar gibt es nach meinen Erkenntnissen das alte Postverfahren noch, weil es immer noch Menschen gibt, die kein Smartphone haben, aber es spielt keine entscheidende Rolle mehr.

Die Online-Banken bieten alle eine App an, die auf das Smart- oder iPhone herunter geladen werden kann. Mit dieser App kann man das Konto beantragen, die Bilder vom Ausweis übermitteln, anschließend das Video-Ident-Verfahren durchführen und schließlich nach erfolgreicher Kontoeröffnung das Konto verwalten (Kontoauszüge einsehen, Geld überweisen, etc.). Um Sicherheit herzustellen, bietet die Bank an, dass das Konto an das Smart- oder iPhone gekoppelt ist, von welchem aus das Video-Ident-Verfahren durchgeführt wurde. Damit hätte man Sicherheit, solange das Gerät nicht unbefugt in andere Hände fällt, dass wirklich nur von hier aus etwas gemacht werden kann und keine fremde Person Zugriff auf das Konto bekommt.

Soweit die grundlegenden Erklärungen, wie derzeit Online-Banken funktionieren. 

Ich habe diese Erläuterungen deshalb gemacht, weil einerseits zum Ausdruck gebracht werden soll, dass die Banken nicht leichtfertig oder ohne Prüfung der Identität Konten vergeben, aber auch andererseits, weil dieses Wissen Grundlage dafür ist, wie es dazu kommen kann, dass die Täterschaft anonym an Konten kommen kann.

Geschichten zum Thema Finanzagenten …

… finden Sie auf dieser Website über das Inhaltsverzeichnis. Zum einen will ich mit diesen Geschichten die potentiellen Käufer nochmals eindringlich warnen, zum anderen möchte ich die Personen warnen, die arglos zu Gehilfen einer skrupellosen Täterschaft und damit auch zu Opfern werden. Daher immer wieder mein Appell: Geben Sie diese Warnungen gerne weiter, indem Sie bei passender Gelegenheit mit Ihrer Familie, Freunde und Bekannten darüber sprechen.







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