Jessica und die Odenwaldbande, Episode 3, Leseprobe

 


[...] Als Jessica sich am nächsten Tag wieder auf den Weg nach Heidelberg machte, erschien es ihr, als habe sie den gestrigen Abend nur geträumt. Sie war zwar daran gewöhnt, dass der Alkohol stark enthemmen kann, was man am besten wahrnehmen kann, wenn man selbst kaum Alkohol zu sich genommen hat, aber was da Joana ihr gestanden hatte, das war einfach unglaublich.

Als sie dann im Juristischen Seminar angekommen war, gerieten dann doch diese Gedanken wieder aus ihrem Fokus, aber im Laufe des Tages erreichte sie dann eine WhatsApp-Nachricht von Joana, dass sie sich nochmals mit ihr treffen wollte. Unter der Maßgabe, dass sie sich alleine treffen sollten, sagte sie dann zu.

Tatsächlich trafen sie sich dann am Nachmittag in der Innenstadt. Es wurde recht bald klar, dass Joana sich nochmals bei Jessica versichern wollte, dass diese ihre Beichte vom Vorabend für sich behalten solle, was Jessica nochmals gerne zusagte. „Du kommst mir vor, als wenn Du Dich in einem Dauerrausch befindest“, eröffnete sie ihr dann. „Ich habe noch nichts getrunken“, beteuerte Joana. „Das meine ich nicht, Du bist berauscht von dem Typen, den Du kaum kennst“, erläuterte Jessica, was sie damit meinte. „Er fährt ein dickes Auto, hat vermutlich eine tolle Wohnung und wirft mit 100-Euro-Scheinen nur so um sich, da kann ich verstehen, dass Du ihn toll findest, aber hast Du Dich mal gefragt, was wirklich hinter dem Typen steckt?“

Selbstverständlich wusste das Joana nicht, aber sie wollte es weder zugeben noch begreifen. „Er ist Event-Manager und hat es geschafft, in der großen Liga zu spielen“, verteidigte sie sich. „Er ist gerade dabei, ein großes Event mit einem Teenie-Star zu organisieren, da wird locker eine halbe Million umgesetzt.“

„Und das weißt Du sicher?“, fragte Jessica nach. „Ich war doch mit ihm in Frankfurt und wir haben zusammen die große Halle besichtigt, die er dazu mieten will.“ – „Und, hat er sie schon gemietet?“ – „Nein, offenbar hat der Verantwortliche von der Stadtverwaltung den Termin verpennt“, erklärte Joana. „Vielleicht“, antwortete ihr Jessica. „Vielleicht war es aber nur ein großer Bluff, um Dir zu imponieren?“, fügte sie dann an. „Das kann ich nicht glauben“, meinte Joana. „Und wann habt ihr zum ersten Mal über Sex gesprochen?“, fragte Jessica hartnäckig nach. „Auf der Heimfahrt“, musste Joana etwas kleinlaut zugeben. 

„Vielleicht bist auch Du nur neidisch und gönnst mir nicht, dass ich auch mal einen Volltreffer lande“, meinte Joana. Jessica reagierte gelassen darauf. „Du solltest Dich mal reden hören“, war ihr einziger Kommentar darauf. „Und er braucht mich als Partnerin, um in Portugal Fuß fassen zu können“, fügte Joana trotzig noch hinzu. „Was will denn der in Portugal?“, fragte Jessica nach. „Ganz offensichtlich plant er, seinen Wirkungsbereich dort auszuweiten. Vielleicht an der Küste, da finden zur Urlaubszeit immer viele Veranstaltungen statt. Auf jeden Fall habe ich schon drei Bankkonten in Portugal für ihn eröffnet und demnächst gründen wir dort eine eigene Agentur“, berichtete Joana stolz.

Bei Jessica begannen nun alle Alarmglocken zu läuten, als sie hörte, dass Joana dort Bankkonten eröffnet hatte. Bisher war sie noch davon ausgegangen, dass der Typ ihre Freundin, die gutaussehende schlanke Südländerin mit dunklen Haaren, nur zum Zwecke der Befriedigung seiner sexuellen Gelüste haben wollte und deshalb dieses Imponiergehabe an den Tag gelegt hatte. Doch nun hatte sie den Eindruck, als würde Joana gerade Opfer eines Internet-Betrügers werden. „Das würde auch erklären, woher er das ganze Geld hat“, dachte sie bei sich und je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr Sinn ergab dies.

Sie überlegte, wie sie Joana wohl am besten warnen könnte, denn sehenden Auges wollte und konnte sie ihre gute langjährige Freundin nicht ins Verderben rennen lassen. Doch Joana schien absolut von ihm überzeugt zu sein, weshalb sie sicherlich auch resistent gegen jegliche Art von Belehrungen sein würde. Also versuchte sie, so unauffällig als möglich, mehr von Joana zu erfahren.

„Und Du verwaltest das Konto?“, fragte sie nach. „Genau, das mache ich“ und während sie noch redete, nahm sie ihr Smartphone zur Hand und öffnete eine Bank-App. „Super, schon wieder eine Ferienwohnung vermietet“, war ihre erste Reaktion, als die App ihr die Umsätze ihres Kontos anzeigte. 

„Er macht was?“, fragte Jessica entsetzt nach. „Ach ja, ich vergaß. Er hatte die Geschäftsidee, dass er in Portugal auch Ferienwohnungen vermieten könne, denn wenn er schon öfters dorthin fahren müsste, dann sollte sich das auch lohnen“, berichtete Joana. „Wie viele Ferienwohnungen hat er schon vermietet?“, fragte Jessica nach. Joana brauchte eine kurze Zeit, um die Kontobewegungen zu studieren und antwortete dann, dass es schon 3 Wohnungen seien. „Und das in kürzester Zeit“, fügte sie noch stolz hinzu.

„Und die Wohnungen gehören alle ihm?“, fragte sie. „Naja, das weiß ich nicht. Er hat mir davon berichtet, dass er es erst als Makler versuchen wolle, aber er habe auch einige finanzkräftige Investoren an der Hand, die ihr Geld sinnvoll investieren wollen. Auf der Bank bekommt man schließlich kaum noch Zinsen dafür, das muss ich Dir wohl nicht sagen. Er meint, es könne kein Fehler sein, ein zweites Standbein zu haben“, antwortete Joana. „Und ausgerechnet in Portugal, wo er noch vor ein paar Wochen Reisen nach Mallorca verlosen wollte“, äußerte Jessica ihre Zweifel. „Was hat das eine mit dem anderen zu tun?“, fragte Joana nach. „Dass mir alles viel zu schnell geht“, antwortete Jessica.

„Das finde ich nicht. Ich denke eher, dass ihn die Eigenschaft, schnell auf Veränderungen zu reagieren, so erfolgreich macht. Er hat mich kennen gelernt, hat eine Partnerin, die Portugiesisch spricht und deshalb gleich die Chance genutzt, seinen Wirkungsbereich auf Portugal auszuweiten“, entgegnete Joana. Jessica schüttelte nur wortlos den Kopf. „Hey, mach mir das nicht kaputt“, bat Joana. „Das ist vielleicht meine große Chance, auch in dieses Business einzusteigen“, erklärte sie dann. „Und Dein Studium?“, fragte Jessica nach. Joana zögerte einen Augenblick mit der Antwort: „Das Studium muss nebenher laufen. Aber wenn meine neue Aufgabe Aussichten auf Erfolg hat, dann breche ich wieder ab.“

Jessica war sich selbst nicht sicher, was sie davon halten solle. Das roch so stark nach Betrug im Internet, denn sie kannte die Masche schon zur Genüge. In ihrem Blog hatte sie darüber schon zwei Artikel veröffentlicht und wusste, dass diese Masche bei Betrügern sehr beliebt sei, denn sie bot zwei entscheidende Vorteile: Erstens stehen die potentiellen Opfer unter Zeitdruck, weil sie wissen, dass eine Ferienwohnung sehr schnell vergeben sein kann und zweitens werden diese den Betrug erst in einem halben Jahr oder noch später merken, wenn sie den Urlaub antreten wollen und es keine Ferienwohnung gibt.

Jessica stand jetzt vor dem Problem, welches man generell bei solchen Angelegenheiten hat: Man weiß etwas erst sicher, wenn der Schaden eingetreten und es dann zu spät ist. Schließlich gab es auch einige Gründe dafür, dass Joana Recht haben und dies tatsächlich ihre Chance sein könnte, beruflich einen anderen Weg einzuschlagen. Aber andererseits erschienen die Sachverhalte Jessica so typisch für Betrüger im Internet, dass sie sich eigentlich schon sicher war, dass Joana gerade dabei war, sich in ihr Unglück zu stürzen.

„Und Du bist Dir sicher, dass das eine seriöse Sache ist?“, fragte Jessica und tat so, als sei sie plötzlich auch daran interessiert. Joana nickte. „Bin ich, absolut“, antwortete sie. „Glaubst Du, dass ich hier vielleicht auch noch einsteigen könnte“, fragte Jessica nach. Joana war zuversichtlich, dass dies möglich sei und bot an, dass sie den Lukas mal fragen könnte. Sie zögerte nicht lange und nahm ihr Smartphone aus der Tasche, um ihn anzurufen, doch Lukas war offenbar nicht erreichbar. „Ich frage ihn später und gebe Dir dann Bescheid“, sagte Joana, womit Jessica gleich einverstanden war, denn so hatte sie immerhin Zeit, sich eine geeignete Strategie zu überlegen. 

Wenn da nicht das Versprechen gewesen, dass sie wegen Joanas One-Night-Stands niemand etwas sagen durfte, dann hätte sie die Situation bestimmt entweder mit Krause oder mit ihren Freunden, der Odenwaldbande, besprochen. Sie überlegte lange, was sie tun könnte und kam überein, dass von den Freunden absolut niemand etwas erfahren durfte.

Vielleicht aber könnte sie Krause in ihre Überlegungen doch mit einbeziehen, wenn sie keine Namen nennen würde, dachte sie noch bei sich, aber letztendlich kam es dann doch nicht dazu. Stattdessen informierte sie Joana einige Tage später, dass sie mit Lukas einen Termin ausgemacht habe, und zwar in dessen Wohnung. Jessica war wild entschlossen, diesen Termin wahrzunehmen, um Lukas vor ihrer Freundin zu demaskieren, damit diese endlich zur Vernunft kommen sollte.

Zur Jessicas Überraschung führte der Weg, auf welchem sie und Joana unterwegs waren, raus aus Heidelberg und sie fuhren entlang der Bergstraße, wie man die Gegend am Rande des Odenwalds nennt, bis sie in einem kleineren Ort an einer Straße ankamen, wo lückenlos aneinandergebaut alte, aber neu renovierte Bauernhäuser standen. Jedes der Gebäude hatte von der Straße her gesehen ein großes Tor in einem Rundbogen, durch welches man in einen geräumigen Innenhof gelangte. „Hier hat es Parkplätze“, verkündete Joana, als sie mit ihrem Pkw diesen Durchlass durchfuhr und im Hof tatsächlich parken konnte. Sogleich erkannten sie, dass der auffällige SUV von Lukas dort geparkt war, sodass sie annehmen konnten, dass er zuhause sei.

Jessica stieg aus und schaute sich ausgiebig um. Joana war weniger interessiert, vor allem auch deshalb, weil sie zwischenzeitlich schon einige Male hier gewesen war. Lukas hatte ihr Eintreffen in der Zwischenzeit bemerkt und kam ihnen im Hof entgegen. „Willkommen in meinem bescheidenen Reich“, begrüßte er die beiden. „Du willst aber jetzt nicht sagen, dass die ganze Wohnanlage Dir gehört“, fragte ihn Jessica. Dieser winkte ab. „Nein, nein, mein Reich ist ganz oben, kommt mit.“

Das Haus war ziemlich groß. Jessica zählte 4 Stockwerke und sie verglich es mit dem Mehrfamilienhaus, wo sie vor dem Einzug bei Krause gewohnt hatte und ab und zu noch dort übernachtete, da sie die Wohnung bekanntlich noch nicht aufgegeben hatte. Ihre Ein-Zimmer-Wohnung unter dem Dach gehörte zu denjenigen mit dem niedrigsten Mietzins, was gerade für Studenten noch erschwinglich war, doch dafür musste man immer vier Stockwerke zu Fuß rauf oder runter laufen, was mitunter sehr anstrengend war.

In Gedanken sah sie sich auch hier vier Stockwerke hoch steigen und war positiv überrascht, als Joana ihr sagte, nachdem sie den Hauseingang erreicht hatten: „Wir nehmen den Aufzug.“ Als sie noch auf dem Parkplatz gestanden hatten, da hatte Jessica angenommen, dass Lukas wohl auch eine sehr preiswerte Wohnung hier haben würden, aber nach und nach änderten sich ihre Vorstellungen, als sie erstens den Aufzug bemerkte und zweitens, als sie schließlich in der Wohnung angekommen waren.

Lukas hatte hier offenbar alles, was er brauchte und nicht nur die Möbel, auch die übrige Wohnungseinrichtung war ziemlich neu. Eigentlich bestand die Wohnung aus zwei Räumen, wobei der große Raum, der fast die ganze Fläche der Wohnung ausmachte, eine kleine Küchenzeile enthielt, die durch einen Tresen vom Rest des Raumes abgetrennt war. Der Rest dieses sehr geräumigen Raumes diente als Wohn-, Ess- und Arbeitszimmer, wobei letzteres aus einem Schreibtisch mit einer dicken Glasplatte, einem ledernen Bürosessel und einem Sideboard bestand, auf welchem ein Kombigerät zum Faxen, Scannen und Drucken stand. 

Jessica interessierte sich hauptsächlich für die EDV, wobei auffiel, dass der moderne Computer, welcher unter dem Schreibtisch stand, mit einem überdimensional großen Monitor verbunden war. „Ich benutze ihn hauptsächlich als Server und zweiten Datenspeicher“, erklärte Lukas. „Meistens arbeite ich mit dem Notebook oder dem Tablet“, führte er dann weiter aus.

„Nicht schlecht“, resümierte Jessica, nachdem sie alles begutachtet hatte. Joana hatte es sich auf der weißen Ledercouch bequem gemacht und verfolgte von dort aus die Unterhaltung der beiden. „Und wie läuft das Portugal-Geschäft an?“, fragte ihn Jessica. Obwohl es Lukas hätte ahnen können, dass Jessica von Joana davon erfahren hatte, antwortete er erst nach einem kurzen Zögern mit einem kurzen ‚gut’.

„Das freut mich für Dich, denn Portugal würde mich schon einmal reizen, dorthin zu fahren“, sagte sie, während sie sich Lukas zuwandte. Dieser nickte. „An mir soll es nicht liegen“, sagte er. Jessica ging ein paar Schritte auf ihn zu. „Am 1. November ist hier Feiertag und mit dem Brückentag könnten wir doch einen Kurztrip wagen? Oder steht Dein Angebot nicht mehr?“, fragte sie ihn.

Joana saß immer noch auf der Couch und auch sie wartete gespannt auf seine Antwort. „Zu dritt?“, fragte er nach. „Naja, ohne Joana geht es wohl nicht. Und ohne Dich fehlt uns das Geld. Also zu dritt“, resümierte Jessica. Lukas nickte. „Gut, ich habe nichts einzuwenden“, sagte er. „Eine Deiner Ferienwohnungen dürfte doch frei sein“, meinte Jessica, aber Lukas antwortete erneut erst nach Verzögerung. „Das muss ich erst checken“, sagte er dann und schnappte sich sein Tablet, um dies feststellen zu können. Jessica beobachtete ihn dabei ganz genau und sie glaubte festgestellt zu haben, dass er von dieser Situation doch ziemlich überrascht gewesen war. 

Lukas hatte sich in Richtung der großen Glasscheibe begeben, die sich hinter seinem Schreibtisch befand und die einen herrlichen Ausblick über den Balkon auf eine freie Landschaft hinter dem Haus bot. „Ich hab’s gleich“, meinte er, wobei er auf Jessica einen nervösen Eindruck machte. Nach etwa einer halben Minute ging sie dann auf ihn zu und sprach ihn an: „Du bist schlecht organisiert, Lukas.“

Dieser sah sie an und verteidigte sich: „Sorry, ich muss die Datei mit den Angeboten falsch abgelegt haben. Schließlich bin ich in diesem Business noch nicht so lange“, meinte er. „Das wundert mich, denn offenbar hast Du ja schon ein paar Wohnungen vermietet“, entgegnete ihm Jessica. „Du solltest besser aufpassen, dass Du keine Doppelbelegungen machst, sonst bekommst Du Ärger.“ – „Ich werde es mir merken“, antwortete Lukas.

Jessica griff sich an die Jeans und öffnete diese. Erstaunt sah ihr Lukas zu, als sie begann, die Hose auszuziehen. Dann wandte sich Jessica zu Joana und meinte: „Zieh Dich auch aus, Joana oder geh solange ins Bad oder ins Schlafzimmer.“ Ohne zu begreifen, was Jessica vor hatte, stand Joana auf und kam ein paar Schritte auf sie zu. Jessica hatte zwischenzeitlich die Schuhe ausgezogen und begann, sich langsam vollständig ihrer Jeans zu entledigen.

„Na gut“, dachte Joana und begann, sich ebenfalls auszuziehen. Lukas wusste nicht, wie ihm geschah, als sich vor seinen Augen zwei junge gutaussehende Frauen Stück für Stück auszogen. Als Jessica nur noch den Slip und den BH trug, drehte sie sich wie ein Model um die eigene Achse und blieb dann vor Lukas stehen.

Dieser hatte sich zwischenzeitlich überlegt, ob er sich auch ausziehen sollte, aber mit zwei Frauen gleichzeitig hatte er noch nie Sex gehabt, sodass er zögerte. „Was ist los, Romeo“, begann ihn Jessica zu foppen. Als dieser nicht gleich reagierte, griff Jessica wieder zu ihrer Jeans und meinte nur: „Na dann eben nicht!“ Augenblicklich begann Lukas, eilends seine Schuhe und seine Hose ebenfalls auszuziehen. Er kam dabei kurz in Stolpern, sodass ihm aus der Hosentasche seiner Jeans etwas heraus fiel. Es war ein USB-Speicher-Stick, wie Jessica sogleich bemerkte, den Lukas gleich wieder aufhob und sofort wieder einsteckte.

Im Gegensatz zu den beiden Frauen, die zwischenzeitlich nur noch mit BH und Slip begleitet vor ihm standen, war Lukas im Begriff, sich ganz auszuziehen. „Lass die Unterhose an, wir müssen reden“, stoppte ihn Jessica und sorgte dabei dafür, dass Lukas nun total verwirrt war und fragend vor ihnen stand. „Was soll das geben?“, fragte er Jessica. „Ich habe doch gesagt, wir müssen reden, ist das so schwer zu verstehen?“, antwortete sie ihm. „Und über was?“, fragte jetzt er wiederum nach. „Über Dich und Joana“, antwortete ihm Jessica.

„Du hast keine Ferienwohnungen in Portugal, die Du vermieten könntest. Du ziehst hier ein ganz mieses Betrugs-Ding durch, dass Dir bei jedem Opfer, welches Du findest, drei- oder vierstellige Geldbeträge einbringt, damit Du Dir diesen Luxus hier leisten kannst, Deine Angeber-Karre eingeschlossen“, sagte ihm Jessica auf den Kopf zu.

Lukas sagte nichts, sondern schüttelte nur leicht den Kopf. „Untersuche unsere Kleidung“, forderte ihn Jessica auf. „Wozu?“, fragte Lukas nach. „Damit Du sicher sein kannst, dass wir nicht verkabelt sind und deshalb jedes Wort, was wir reden, unter uns bleibt.“ Noch etwas verwirrt griff Lukas nach Jessicas Jeans, um die zu untersuchen, aber für Jessica war dies der erste Beweis dafür, dass sie richtig gelegen hatte. Als er damit fertig war, gab er sie wortlos Jessica zurück.

„Ich schlage Dir einen Deal vor: Wenn Du beweisen kannst, dass ich Blech rede, dann ziehe ich mich ganz aus und Du kannst mich haben“, eröffnete ihm Jessica. Lukas zögerte mit der Antwort. „Was macht Dich so sicher?“, fragte dieser dann nach einer kurzen Weile nach. „Du hast es bereits schon zugegeben, indem Du meine Jeans durchsucht hast“, sagte ihm Jessica. 

Lukas wurde sofort klar, dass ihn Jessica regelrecht überrumpelt und damit zu einem Fehler verleitet hatte. „Chapeau“, meinte er. „Dein Bullen-Freund kann stolz auf Dich sein.“ – „Könnte er, aber weder weiß er, dass ich hier bin noch handle ich in seinem Auftrag. Sonst könnte ich die Nummer hier nicht durchziehen, weil sie vor Gericht wertlos wäre. Du vergisst, dass ich Jura studiere“, antwortete sie ihm.

Das Eingeständnis, dass Jessica damit nicht zur Polizei gehen könnte, machte ihn ein Stück weit sicherer. „Was willst Du?“, fragte er sie nochmals. Jessica begann, sich wieder anzuziehen und während sie das tat, sagte sie zu ihm: „Lass Joana aus der Portugal-Nummer wieder raus“. – „Wie meinst Du das?“, fragte er nach. „Du machst alle Scheinvermietungen, die über die Konten gelaufen sind, wo Joana als Kontoinhaberin eingetragen ist, wieder rückgängig.

Und dann bekommt sie die Zugangsdaten zu den Konten, damit sie diese nochmals kontrollieren und wieder schließen kann.“ – „Und wie soll ich das anstellen?“ – „Du enttäuscht mich, Du großer Event-Manager. Schreib was wie ‚bedauerlicher Fehler in der Buchhaltung‘ oder gestehe eine Doppelbuchung ein und überweise das Geld zurück.“ Lukas senkte den Kopf und kleinlaut willigte er dann doch ein. „Bist Du dann zufrieden?“ Jessica tat zunächst so, als sei sie es tatsächlich.

Joana hatte das Schauspiel aus nächster Nähe mit großem Interesse verfolgt. Wenn es nicht Jessica gewesen wäre, der sie als alter Freundin nun eben doch am meisten vertraute, dann hätte sie am liebsten gleich eingegriffen, als Jessica ihn Stück für Stück demaskierte. Als ihr dann klar wurde, dass Jessica mit ihrem Verdacht offenbar Recht hatte, da wurde ihr mehr und mehr bewusst, in was sie da um ein Haar hineingeraten wäre, sodass ihr ganz übel wurde. Langsam verwandelte sich ihr Schock in Wut, doch die Scham, dass sie sich so hatte übers Ohr hauen lassen, hielt sie noch zurück. [...]

 Soweit die Leseprobe. Jessica hatte in ihrer typischen Art einen Erfolg errungen, welchen sie jedoch im weiteren Verlauf der Geschichte noch teuer bezahlen musste. Neugierig geworden? Dann kann ich nur empfehlen, das Buch schnell zu lesen. Es lohn sich.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen